Mobile Tierheilpraktikerin Kerstin Braun

"Die Neugier steht immer an erster Stelle eines Problems, das gelöst werden will."
(Galileo Galilei)

Auf dieser Seite finden Sie in unregelmäßigen Abständen Hintergrundinformationen und Tipps für Menschen mit Tieren. Neue Beiträge über RSS abonnieren und ältere Themen bequem im Archiv suchen können Sie im Blog der Tierheilpraxis Braun. Viel Spaß beim Lesen - und bleiben Sie schön neugierig!

Verhalten IV - Von schlechten "Eltern"
(22.02.2013)

Wenn ich zu Tieren mit Verhaltensauffälligkeiten gerufen werde, geschieht es oft, dass die menschlichen Gefährten dieser Tiere berichten, im Nachhinein kämen ihnen doch die Umstände der Übergabe recht seltsam vor. Sei es, dass ein Hausbesuch bei der Herkunftsfamilie aus fadenscheinigen Gründen abgewimmelt und das Tier gebracht oder auf der Straße übergeben wurde, sei es, dass die Wohnung voller Jungtiere unterschiedlichen Alters war, oder man nur das gewünschte Jungtier herausgereicht bekam, während Mutter und Geschwister in ein anderes Zimmer gesperrt wurden und nicht besucht werden durften, oder sei es, dass man ein Katzenkind mit angeblich 8 Wochen bekam (was auch noch viel zu früh ist), zu dem der Tierarzt beim ersten Besuch erklärte, es könne allerhöchstens 6 Wochen alt sein (was geradezu ein Verbrechen ist). Häufig handelt es sich in diesen Fällen um "Vermehrer", die Tiere als Gebärmaschinen missbrauchen, um daraus finanziellen Gewinn zu ziehen. Abgesehen davon, dass dies das körperliche Wohlbefinden von Tiermüttern und die Entwicklung derart als Massenware produzierter Welpen stark beeinträchtigt, kommt es in der Folge auch häufig zu Verhaltensauffälligkeiten, da die Tiere ungenügend sozialisiert sind oder sogar schlechte Erfahrungen gemacht haben.

Ich kann nur immer wieder empfehlen, sich nicht auf solche zwielichtigen Geschäfte einzulassen und lieber ein Tier von einem Tierschutzverein zu adoptieren - zum Beispiel vom Hof Chaoti, von der Tiernothilfe Leipzig, von der Tierhilfe Leipzig-Land oder der Katzenresidenz Mölkau. Hier werden die Tiere liebevoll umsorgt und Interessenten zu Herkunft (soweit bekannt) und Wesen der Pfleglinge gut beraten, man kann sie besuchen und kennenlernen, bevor man sich entscheidet, und mit der Schutzgebühr leistet man einen kleinen Beitrag zu den Kosten, die die Tierschützer aus Spenden und der eigenen Tasche finanzieren müssen.

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Verhalten III - Gleich und gleich gesellt sich gern
(23.10.2012)

Gleich und gleich, das wissen wir ja schon lange, aber auch Katz und Katz?! Durchaus ja. Während Katzen früher als absolute Individualisten und Einzelgänger galten, wissen wir heute, dass auch Katzen soziale Beziehungen zu Ihresgleichen suchen und in den meisten Fällen auch brauchen. Während Freigänger-Katzen soziale Kontakte zu Artgenossen draußen finden – oder umgehen – können, sind Wohnungskatzen auf die Entscheidung ihrer Menschen angewiesen. Wenn Mensch weiß, wie Katz tickt, ist die Wahrscheinlichkeit einer guten Entscheidung für ein harmonisches Zusammenleben mehrerer Katzen größer. Hier ein paar Empfehlungen, die jedoch nicht die absolute Wahrheit darstellen – Katzen sind immer für eine Überraschung gut!

* Junge Katzen sollte man bis zum Alter von 12-13 Wochen bei Mutter und Geschwistern belassen. Auch danach haben sie noch ein starkes Bedürfnis nach sozialen Kontakten – hier ist eine Vergesellschaftung mit gleichaltrigen Katzen/Geschwistern am meisten Erfolg versprechend und unbedingt anzuraten!

* Geschwisterpärchen funktionieren meist gut – am besten gleichgeschlechtlich. Auch Bruder/Schwester kann gut gehen, besonders, wenn beide ein enges Verhältnis haben. In der späteren Entwicklung kann es allerdings manchmal zu Problemen kommen – Katzen werden zurückhaltender, Kater forscher in ihrem Spiel und den Raufereien.

* Gleichgeschlechtliche Paare sind insgesamt günstiger, vor allem bei einer nachträglichen Vergesellschaftung. Wie oben angedeutet, unterscheidet sich das Verhalten von erwachsenen Katzen und Katern. Allerdings gibt es ja auch Frauen, die jedem auf die Nase boxen, der ihnen schräg kommt, und Männer, die mit Boxen und Ähnlichem gar nichts im Sinn haben – und so kann das auch bei Katzen sein. Eine Kombination „burschikose“ Katze mit Kater oder zurückhaltender Kater mit Katze wäre also auch denkbar. Hier ist der Mensch gefragt, um zu beobachten, ob die beiden auf einer Wellenlänge liegen. * Bei frei lebenden Katzen werden Gruppen vorzugsweise von weiblichen Katzen gebildet. Hier sind alle möglichen Kombinationen möglich: Mutter/Tochter, Schwestern, verwandte/fremde weibliche Katzen.

* Ein altes Katzentier, das seine Ruhe haben möchte, mit einem aufgedrehten jungen Katzentier zu vergesellschaften, ist meist eine ganz schlechte Idee. Hier wäre eher anzuraten, zwei junge Katzen aufzunehmen, die ihren Übermut aneinander auslassen können, statt an der Älteren. Das kann allerdings auch dazu führen, dass dann gleich zwei junge Katzen der älteren hinterherjagen.

* Erwachsene Kater spielen oft gern den „guten Onkel“ für kleinere Kätzchen und bleiben es dann auch.

* Katzen, die schon jahrelang allein gelebt haben, sind meist nicht begeistert über einen Neuzugang und akzeptieren niemanden neben sich.

* Ist eine Partnerkatze verstorben, setzen Sie Ihrer verbliebenen Katze nicht gleich eine Neue vor die Nase, vor allem dann nicht, wenn das Verhältnis der Katzen sehr eng war. Lassen Sie der verbliebenen Katze etwas Zeit für Trauerarbeit. Klingt vielleicht komisch, ist aber so: Auch Tiere trauern und finden es durchaus nicht toll, wenn ihr ehemaliger Partner durch einen beliebigen anderen Partner ersetzt werden soll. Manche Katzen mögen auch tatsächlich nie wieder einen anderen Partner haben! Versuchen sollte man es trotzdem, denn für manche ist ein neuer Partner nach angemessener Zeit sogar heilsam.

Meine Empfehlung: Geben Sie doch einer Katze von einer Tierschutzorganisation ein Zuhause (Empfehlungen für den Raum Leipzig finden Sie auf meiner Link-Seite http://www.braun-tier.de/links.html). Hier wird man Ihnen zuverlässige Informationen über Ihre Wunschkatze geben, und bei einer Zusammenführung gewährt man Ihnen eine Probezeit, um zu sehen, ob die Katzen miteinander klarkommen. Ich sehe Katzen ganz sicher nicht als Gegenstände an, die man einfach so holen und wieder zurückgeben kann, aber da man im Voraus wirklich nie wissen kann, wie fremde Katzen miteinander klarkommen, ist es besser, sie bei Problemen wieder zu trennen, als sie ein Leben lang (und das können gut 20 Jahre sein!) in einer Wohnung zum Zusammenleben zu zwingen, was zu erheblichen Problemen für Tiere und Menschen führen kann.

Und schließlich, aus aktuell bevorstehendem Anlass: Verschenken Sie bitte keine lebenden Tiere als Überraschung zu Weihnachten! Wenn Sie denken, dass ein Mensch sich über ein Tier freuen würde, legen Sie lieber einen Gutschein unter den Weihnachtsbaum und begleiten Sie den Empfänger, wenn er sich sein Tier selbst aussucht (oder das Tier ihn). Das ist für alle Beteiligten eine viel schönere und stressfreiere Erfahrung!

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Gesundheit III - Gefahr erkannt, Gefahr gebannt! 
(22.05.2012)

Panikmache gilt nicht. Aber schon mit wenigen einfachen Vorsichtsmaßnahmen kann Mensch seine Katze(n) vor den offensichtlichsten Gefahren schützen – sofern er sie selbst kennt. Die folgenden Hinweise sollen dazu verhelfen. Verlassen Sie sich bitte auch nicht darauf, dass Ihre Katze „das noch nie gemacht“ hat. Irgendwann kann überraschenderweise das erste Mal sein – und einen tödlichen Ausgang möchten Sie doch sicher nicht riskieren? 

Kippfenstersyndrom
Die meisten Menschen mit Katzen haben davon gehört oder sind davor gewarnt worden – und dennoch passiert es immer wieder: Das Fenster wird angekippt, die Katze versucht aus irgendwelchen Gründen durch den Spalt zu kriechen, bleibt dort stecken und stirbt in den meisten Fällen, wenn dies nicht sogleich bemerkt wird, einen qualvollen Tod – auch der Tierarzt kann meist nicht mehr helfen. Ich habe einen solchen Fall in der Nachbarschaft erlebt – und das, obwohl das eigentliche Ausgangsfenster der Katze weit offen stand und die Katze das Zimmer mit dem Kippfenster eigentlich nie freiwillig betrat. Wenn Sie Kippfenster und Katze haben, gewöhnen Sie sich an, die Fenster niemals – niemals! NIEMALS!! – anzukippen. Wenn Sie den Luxus nicht missen möchten, sichern Sie unbedingt den Spalt, zum Beispiel so: Kippfensterschutz  

Vorsicht, heiß!
Eigentlich darf die Katze ja ohnehin nicht auf den Herd, aber … Die Gefahr ist vielleicht nicht tödlich, aber zumindest unangenehm. Lassen Sie noch nicht abgekühlte Kochfelder nicht offen stehen; stellen Sie einfach einen Topf mit etwas Wasser darauf.

Tütenkasper
Ein beliebtes Spielzeug für Katzen sind Tüten – katz kann sich herrlich hineinstürzen und damit raschelnd durch die Küche schlittern. Macht einen Heidenspaß – sollte aber nur mit Papiertüten probiert werden, da bei Plastiktüten für Katzen ebenso wie für Kleinkinder Erstickungsgefahr besteht. Lassen Sie also auch keine Plastiktüten herumliegen, und schneiden Sie von den zum Spielen gedachten Papiertüten vorher die Henkel ab.

Ins Klo gefallen?
Klingt komisch, ist aber so: Besonders Katzenwelpen, die erstens besonders neugierig, zweitens besonders unerfahren und tapsig und drittens besonders klein sind, können in der menschlichen Toilette jämmerlich ertrinken! Achten Sie darauf, den Toilettendeckel stets geschlossen zu halten, auch wenn das Kätzchen eigentlich nicht in den Toilettenraum geht oder gehen darf. Am Tag X passiert es eben doch …

Am seidenen Faden
Kaum eine Katze kann einem über den Boden gezogenen Faden widerstehen, und als Spielzeug ist dagegen auch nichts einzuwenden, solange der Mensch dabei ist. Ist das Spiel beendet, sollten Fäden und Schnüre gut verstaut und erst beim nächsten gemeinsamen Spiel wieder hervorgeholt werden. So bleibt das Spielzeug interessant und die Gefahr gebannt, dass die Katze den Faden unbemerkt verschluckt oder sich darin verstrickt und erdrosselt. Achten Sie auch darauf, keine Handarbeiten mit (Näh-)Nadeln herumliegen zu lassen, die beim eventuellen Verschlucken des Fadens eine zusätzliche Gefahr darstellen würden. Auch das für Geschenke beliebte Kräuselband kann gefährlich werden und sollte katzensicher aufbewahrt werden.

Es grünt so grün
Viele Katzen knabbern gern an Zimmerpflanzen herum, besonders, wenn sie keinen Ausgang haben. Viele Zimmerpflanzen sind jedoch für Katzen giftig, zum Beispiel Alpenveilchen oder Dieffenbachie. Hier finden Sie nähere Informationen: Giftpflanzen für Katzen
Übrigens ist auch Teebaumöl giftig, das leider immer noch in einigen Produkten für Katzen (zur Parasitenbekämpfung) enthalten ist; Vorsicht ist insgesamt bei ätherischen Ölen und möglicherweise auch bei Neemöl (Niembaumöl) geboten.

Advent, Advent, die Katze brennt
Auch nicht so lustig, und sollte eigentlich selbstverständlich sein: Katze und Kerze nie unbeaufsichtigt in einem Raum lassen. Besonders gefährlich sind Weihnachtsbäume mit Naturkerzen, da die Bäume an sich schon zum Spielen und Hangeln einladen, und wenn der Baum kippt, brennt womöglich nicht nur die Katze …

(Wird fortgesetzt)

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Gesundheit II - Das große Sommerjucken
(01.09.2011)

Es kann natürlich (leider) alles Mögliche sein, was da juckt: Von Flöhen über Haarlinge bis zu Allergien ist alles drin, und im Falle der Letzteren ist die Diagnose schwierig zu stellen. Tritt Juckreiz erstmals im Hochsommer auf, ist der Hund auf Wiesen mit höherem Grasstand unterwegs oder die Katze Freigänger, dann sollte man mittlerweile auch bei uns an die ehemals exotische Herbstgrasmilbe (Neotrombicula autumnalis) denken, die auch unter anderen Namen bekannt ist: Herbstmilbe, Erntemilbe, Heumilbe, Herbstlaus, Graslaus, ...

In leichtem Gegensatz zu ihrem wissenschaftlichen Namen tritt die Herbstgrasmilbe in Europa aber nicht nur im Herbst auf, sondern schwerpunktmäßig ab dem Hochsommer von Juli bis Oktober. In dieser Zeit erklimmen
die Larven der Milbe Grashalme in etwa 5 bis 20 cm Höhe und warten auf einen Wirt mit der richtigen Betriebstemperatur: vor allem kleine Nagetiere, Vögel, aber eben auch 
Hunde, Katzen und Menschen. Die Larven wechseln auf den Wirt über, bohren die Haut auf und sondern ein Speichelsekret ab, das die unteren Hautschichten löst.

Die gute Nachricht ist: Weiter passiert nichts, die Milbenlarven saugen kein Blut, übertragen keine Krankheiten, sind also relativ harmlos und fallen nach wenigen Stunden (beim Menschen) oder einigen Tagen (bei Tieren) wieder ab, um in ihr nächstes Entwicklungsstadium einzutreten. Sitzen die Larven einmal am Tier, dann verbreiten sie sich auch nicht auf andere Tiere, sind also nicht übertragbar wie andere Milben (z. B. Ohrmilben oder Räudemilben).

Die schlechte Nachricht ist: Die Larven verursachen meist sehr starken Juckreiz, auch noch viele Tage nach dem eigentlichen Befall, weshalb sich die befallenen Tiere ständig kratzen, lecken, scheuern oder schütteln, was letztendliich zu Verletzungen und sogar psychischen Beschwerden führen kann (wir kennen das ja auch: "Dieser Juckreiz macht mich schier verrückt!").

Die Larven der Herbstgrasmilbe sind etwa 0,3 mm groß und mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Allerdings sind sie leuchtend orangerot gefärbt, und so kann man einen stärkeren Befall, der sich an einer Stelle konzentriert, gut an der Farbe erkennen. Vorzugsweise findet man diese Stellen an:

- Ohrrand, in der Ohrfalte
- Lidrand
- Pfoten (Zwischenzehenhaut, Krallenbett – bes. Katzen)
- Ellenbogenbeuge
- Anus, Vulva
- Bauch (Brustwarzen)

Eine Vermeidung oder Behandlung des Befalls ist schwierig (besonders bei Freigängerkatzen), und selbst schulmedizinische Mittel wie Frontline zeigen hier häufig keine Wirkung. Als vorbeugende Maßnahme wird geraten, im eigenen Garten das Gras kurz zu halten und als Hundehalter Kuhweiden und Wiesen zu meiden; außerdem verstärkt Vitamin B (z. B. über Formel-Z-Tabletten) zu füttern, das einen günstigen Einfluss auf das Hautmilieu hat. Auch das Einsprühen oder Einreiben mit bestimmten Substanzen kann Milben fernhalten (eventuell auch beseitigen), zum Beispiel mit Pinus Fauna oder Exner Petguard. Nach erfolgtem Befall kann Waschen mit Kernseife, Auftragen von Pinus Fauna-Gel, Exner Petguard oder einfachem Speise- oder Kokosöl die Larven abtöten. Auch Salz- bzw. Meerwasser kann diese Wirkung haben. Bei Katzen ist die Ausführung dieser Empfehlungen allerdings schwierig. Sollte nichts davon gelingen oder wirken, gibt es noch den einen Trost: Spätestens nach dem ersten Frost ist der Spuk für dieses Jahr vorbei!

(Wird fortgesetzt)

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Verhalten II - Strafe? Nein, danke!
(29.03.2011)

So ärgerlich unerwünschtes Verhalten seiner Katze(n) für den Menschen auch sein mag, rate ich dringend von einer Bestrafung der Katze ab. Tierquälerische Strafen wie Schläge oder das Eintauchen der Katze mit der Nase in die eigenen Exkremente verbieten sich für den Tierfreund von selbst. Lassen Sie sich nicht einreden, Letzteres sei die beste Erziehungsmaßnahme gegen Unreinheit – es ist eher die Schlechteste und erzieht zu rein gar nichts außer Angst vor dem Menschen.

Abgesehen von moralischen Erwägungen gibt es sachliche Argumente gegen Strafen: Erstens kann ein gesundheitliches Problem hinter dem unerwünschten Verhalten stecken. Außerdem tragen Strafen nichts zur Behebung des Problems bei, was Sie sich ja eigentlich wünschen, sondern sie können die Katze verunsichern, verschlechtern womöglich das Verhältnis zwischen Katze und Mensch und können so zu noch mehr unerwünschtem Verhalten führen. Ein wichtiger Grund dafür ist ganz einfach erklärt: Die Bestrafung erfolgt meist nicht zeitnah, und daher kann die Katze sie nicht dem eigentlichen Grund für die Strafe zuordnen. Eine auf sie gerichtete Reaktion (des Menschen oder anderer Tiere) bezieht die Katze immer nur auf ihre im Augenblick oder unmittelbar (1-2 Sekunden) vorher stattfindende Handlung.

Stellen Sie sich einmal Folgendes vor: Sie kommen nach Hause und sehen, dass Ihre Katze während Ihrer Abwesenheit ein Pfützchen auf den Badvorleger hinterlassen hat. Das war womöglich schon vor drei Stunden. Sie ärgern sich fürchterlich und schimpfen die Katze gehörig aus - aus menschlicher Sicht völlig verständlich. Für die Katze aber könnte sich das so darstellen: Mein menschlicher Gefährte kommt nach Hause, ich begrüße ihn freundlich, und plötzlich rastet er aus. Mein Mensch ist verrückt geworden, ich kann ihm nicht mehr trauen. Mein Heim ist nicht mehr sicher.

In diesem Zusammenhang sei betont, dass es sich z. B. bei Unsauberkeit entgegen landläufiger Meinung niemals um eine Protestreaktion handelt. Für Katzen sind Ausscheidungen neutral und werden nicht negativ bewertet wie in der menschlichen Kultur. Daher KANN die Katze sie gar nicht als „Protest“ oder „Rache“ einsetzen.

Natürlich will und kann man die Katze dennoch von ihrem unerwünschten Verhalten abbringen. Dazu muss man zunächst den Grund für unerwünschtes Verhalten erforschen und abstellen (in einem Beitrag zum Thema Katzenklo werde ich näher auf mögliche Gründe eingehen). Im günstigsten Fall muss man nicht mehr dazu tun. Fällt es der Katze nach längerer Zeit der Unreinheit schwer, sich wieder „ordentlich“ zu verhalten, kann man dieses Verhalten fördern, indem man die Katze für erwünschtes Verhalten belohnt – durch Lob und Streicheln oder ein Leckerli, und zwar sofort, wenn sie nach „ordentlicher“ Erledigung vom Klo kommt (im Falle des Lobes auch schon während der Verrichtung aus gebührender Entfernung), sonst tut ihr die Belohnung zwar gut, aber sie kann sie ebenso wenig wie eine zeitversetzte Strafe der richtigen Handlung zuordnen.

(Wird fortgesetzt)

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Homöopathie I - Die Kunst des Heilens
(14.01.2011)

Im Jahr 2010 begingen Homöopathen in aller Welt den 200. Geburtstag des „Organon der Heilkunst“, verfasst vom deutschen Arzt Samuel Hahnemann (1755-1843). Der Begründer der Homöopathie entstammte einer einfachen Meißener Familie, fand auf Grund seiner Begabung einen Gönner, der seine Ausbildung am Gymnasium finanzierte, und konnte schließlich in Leipzig und Erlangen Medizin studieren. Nach einiger Praxis erkannte er jedoch, dass die damaligen Methoden der Schulmedizin wie Aderlässe, Brechkuren und große Gaben von (eigentlich giftigen) Arzneien die ohnehin schon geschwächten Kranken nur noch mehr schwächten und dem Tod näher brachten. Er schrieb dazu in einem Brief: „Auf diese Art Verschlimmerer des Lebens meiner Menschenbrüder zu werden, war mir der fürchterlichste Gedanke, so fürchterlich und ruhestörend für mich, daß ich in den ersten Jahren meines Ehestandes die Praxis ganz aufgab und fast keinen Menschen mehr ärztlich behandelte, um ihm nicht noch mehr zu schaden ...“.

So kehrte er der ärztlichen Praxis den Rücken, beschäftigte sich jedoch theoretisch weiterhin mit medizinischen, chemischen und pharmakologischen Themen, indem er Schriften anderer Ärzte übersetzte – und selbst weiter forschte. Auf diese Weise fand er das Grundprinzip der homöopathischen Heilkunst durch Beobachtung und Selbstversuche heraus: Eine Arznei, die beim Gesunden bestimmte Zeichen (Symptome) hervorruft, kann beim Kranken eine Krankheit, die diese Symptome zeigt, heilen: „Similimum similibus curentur“ oder „Ähnliches werde mit Ähnlichem geheilt“. Hinweise auf dieses Heilprinzip finden sich bereits im antiken Griechenland und in der Bibel, doch Hahnemann war der Erste, der darauf ein Heilsystem aufbaute. Er forschte nun weiter, wie er die Gaben der oft eigentlich giftigen Arzneien wie Quecksilber oder Tollkirsche so weit verringern konnte, dass sie noch wirkten, dem Patienten jedoch nicht mehr schadeten, und entwickelte das homöopathische Prinzip der Herstellung von Arzneimitteln durch Verdünnen und Verschütteln (= Potenzieren). Diese Prinzipien, dazu die Verfahrensweise zur Ermittlung der richtigen Arznei für den jeweiligen Patienten und der Größe und Art der Gabe, sowie sein Verständnis von Krankheit, Heilung und Gesundheit legte er in seinem „Organon der Heilkunst“ nieder, das heute als Grundlagenwerk für Heilkundige gilt, die klassische Homöopathie praktizieren. Darin findet man auch Hahnemanns Ansicht zur Heilung: „Das höchste Ideal der Heilung ist schnelle, sanfte, dauerhafte Wiederherstellung der Gesundheit [...]“

Bereits Hahnemann selbst, besonders aber sein Zeitgenosse und Freund Clemens von Bönninghausen, behandelten mit der nur im „Menschenversuch“ geprüften Heilkunst auch Tiere.

Im Laufe der vergangenen 200 Jahre haben Ärzte und Heilkundige die Homöopathie weiterentwickelt und abgewandelt. Es sind Strömungen entstanden, die zum Teil nur noch wenig mit den Grundprinzipien Hahnemanns zu tun haben. Beispielsweise werden bei der „Komplexmittelhomöopathie“ Präparate eingesetzt, deren einzelne Bestandteile zwar oft nach homöopathischen Vorschriften hergestellt, dann jedoch zu einem Komplex gemischt wurden – dies entspricht jedoch nicht der Lehre Hahnemanns, der die Gabe eines einzigen Mittels zur Regel macht, und zwar in sehr geringer Dosierung, also insbesondere bei chronischen Zuständen nicht „3 x 5 Kügelchen täglich“, sondern zunächst ein Kügelchen und dann – abwarten! Geduld gilt als die Tugend des guten Homöopathen. Allerdings verlangt diese Verfahrensweise natürlich auch dem Patienten (bzw. dem menschlichen Gefährten des Patienten) einige Geduld ab. Das heißt nun nicht, dass es immer Wochen oder Monate dauert, bevor homöopathische Mittel ihre Wirkung entfalten. Dies kann ganz im Gegenteil bei akuten Geschehen innerhalb von Minuten passieren. Es heißt aber, dass man sich von dem früher wie heute sehr verbreiteten Gedanken „Viel hilft viel“ lösen und darauf vertrauen sollte, dass ein einmalig gegebenes winziges Kügelchen auch bei einem Pferd Wirkung zeigt. Und man muss als Homöopath für eine Beurteilung des Fallverlaufs und für eine eventuelle Folgeverschreibung diese Wirkung genau beobachten, abwarten und einschätzen können.

Die klassische Homöopathie folgt also den Regeln Hahnemanns, wie er sie insbesondere in der 6. Ausgabe seines „Organon“ niedergelegt hat. Sie nimmt den Patienten in seiner Ganzheit in den Blick und hat zum Ziel, nicht nur Symptome (z. B. schmerzhaftes Absetzen von Harn) oder eine Krankheit (Blasenentzündung), sondern den Patienten insgesamt zu heilen. Denn nach Hahnemanns Vorstellung liegt den äußeren Zeichen einer Krankheit die Verstimmung der (inneren) Lebenskraft zu Grunde, die sich in Symptomen äußert. Unterdrückt man diese Symptome nur, indem man sie durch Gegenmittel bekämpft, dann können sich bald andere, möglicherweise schlimmere Symptome entwickeln, denn die Lebenskraft selbst ist weiterhin „verstimmt“.

(Wird fortgesetzt)